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Surf-Business in der Schweiz: Interview mit Roman Hartmann, Gründer vom Surfshop Surfari

Die Schweizer Surfcommunity zählt nach der Swiss Surf Association über 45’000 aktive Surfer*innen. Ausserdem bietet die Schweiz als Binnenland eine erstaunlich vielfältige Auswahl an natürlichen und künstlichen Wellen. Was wäre ein Surf-Community ohne Surfshops?

Roman Hartmann ist der Gründer von Surfari, einem der ersten Surf Shops in der Schweiz. Im Interview erzählt er, wie Surfen für ihn vom Hobby zum Beruf wurde und über seine wahren Hintergründe, Surfari ins Leben zu rufen.

Interview mit Roman Hartmann

Du bist als Gründer von einem der wenigen Surfshops in der Schweiz eine bedeutende Person der Schweizer Surfszene. Wie bist du ursprünglich zum Surfen gekommen? Was hat dich angetrieben, mit Surfen zu starten?

Ich war als Kind wirklich dutzende Male am Meer in Italien, Frankreich, Griechenland – klassische Badeferien im Mittelmeer halt. Irgendwie war mir damals gar nicht bewusst, dass das Meer auch richtige Wellen haben könnte. 

Mein Bruder kam dann vor 25 Jahren von einem Sprachaufenthalt in Kalifornien zurück und erzählte mir vom Wellenreiten. Surfen war in der Schweiz wirklich noch eine Randsportart und es gab auch noch kein Youtube, wo man Videos hätte gucken können. Wir fuhren dann an den Atlantik und wahrscheinlich habe ich da direkt bei der Ankunft Wellen gesehen, welche ich immer noch versuche wiederzufinden 😉

2008, als du Surfari gegründet hast, war der Surfsport in der Schweiz noch nicht so verbreitet wie heute. Wie entstand die Idee, in der Schweiz einen Surfshop zu eröffnen? 

Aus purem Eigennutz 😉 Brands wie Quiksilver, Rip Curl, Billabong waren zwar hier präsent, aber eher mit T-Shirts als mit Surfequipment. Wir wollten dann für unser erstes Surfcamp das Material im Vorfeld organisieren und weil es keinen richtigen Surf Shop gab, musste der zuerst gegründet werden. 

Weil ich zu der Zeit hauptberuflich als Sportlehrer arbeitete, habe ich mit dem Online Shop gestartet. Online war damals abenteuerlich fortschrittlich, mittlerweile hat es sich beinahe gedreht und der Laden am Stauffacher ist absolut avantgardistisch 😉

Wie hat sich die Schweizer Surfszene aus deiner Sicht in den letzten 5-8 Jahren mit oder durch den Surfboom entwickelt? 

Surfen war, ist und bleibt ein spannender Sport. Mittlerweile herrscht zwar teilweise Dichtestress an den Surfspots, aber wenn man bereit ist, ein wenig abseits der bekannten/bequemen Pfaden zu gehen, findet man immer noch problemlos Wellen ohne Crowds. Wir haben deshalb auch ein Reisebüro gegründet, welches sich auf exakt diese Reisen spezialisiert hat. Wir erleben in der Schweiz Wellenreiten als Trendsport, aber wenn man dies mit der Situation in Surfnationen vergleicht, so sind wir halt schon noch überschaubar unterwegs.

In der Schweiz haben wir keine echten Meereswellen, dafür aber Flusswellen, Wavepools und mit dem Alaia Bay nun auch eine künstliche Welle. Sind das aus deiner Sicht alles Kompromisse, um in der Schweiz surfen zu können, oder eben genau das, was die Schweizer Surfszene ausmacht? 

Als Binnenländer hatten wir immer schon einen speziellen Zugang zum Surfen. Früher war das Ausüben des Sports mit wirklich sehr viel Reisen und Zeitaufwand verbunden. Mittlerweile kann man auch in der Schweiz surfen, was die Nahbarkeit des Sports natürlich massiv vergrössert. Es gibt Leute, welche das Surfen auf einer künstlichen Flusswelle gelernt haben, jedoch noch nie am Meer waren. Für uns als Shop ist das natürlich grossartig, weil durch die neuen Möglichkeiten auch ein komplett neues Publikum angesprochen wird. 

Mir persönlich gefällt neben dem eigentlichen Wellenreiten aber das Reisen und Entdecken – deshalb sind die Surfmöglichkeiten in der Schweiz für mich grossartige Ergänzungen, aber kein Ersatz. Die kommende Generation an Surfern, wird aber wohl einen anderen Start ins Surfen erleben und die künstlichen Anlagen als selbstverständlich nutzen. Die Analogie zum Snowboarden wäre wohl Park und Freeriden zu vergleichen. Schon gleich, aber völlig anders.

4-Quick-Questions

  • Welches ist deine Lieblings-Surfdestination? Spannende Frage.. wann und wie lange? 😉
  • Shortboard oder Longboard? Shortboard
  • Beachbreak oder Reefbreak? Reefbreak
  • Morgen- oder Abendsession? Morgensession

Vielen Dank für den Einblick, Roman!

Dieses Interview ist Teil der Serie „Schweizer Surfcommunity“. Kennst du oder bist du eine interessante Person aus der Schweizer Surfszene? Melde dich gerne bei mir für ein Interview oder Interview-Vorschlag. 🙂

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